Gelesen: Innovationstheater

Als bibliophiler Mensch habe ich mit großem Vergnügen Jean-Philippe Hagmanns „Hört auf, Innovationstheater zu spielen!“ (Amazon Affiliate Link) gelesen.

Ich muss gestehen, schon der erste optische Eindruck hat mich zum Kauf verführt und ich habe es nicht bereut, denn der Autor setzt sich kritisch und intelligent mit den Thema Innovation auseinander, liefert klare Vorstellungen und Konzepte, genauso wie anregende Beispiele.

Eine wirklich wertvolle Lektüre.

Aber genug der Lobhudelei, denn an zwei Stellen möchte ich dem Autor ganz massiv widersprechen:

(1) Innovationsabteilungen zur Avantgarde zu erklären ist Selbstverliebtheit und erschreckend überheblich. Innovation braucht kindliche Neugierde, aber kein überzogenes Selbstwertgefühl und Arroganz.

(2) So richtig die Unterscheidung von inkrementeller und radikaler Innovation auch sein mag, die dreidimensionale Darstellung im Buch weckt meinen Widerspruch. Der Autor beschreibt das Innovationsspektrum in einem Schema (*eigene Grafik in Anlehnung an J-P.H.):

Zu einer idealen Lösung wird man durch inkrementelle Verbesserungen nicht gelangen, so der Autor.  Weil Mauern uns im blauen Bereich zurückhalten werden.

Ich glaube dieses Bild ist falsch!

Nicht dass ich die Grenzen inkrementellen Vorgehens anzweifeln möchte, sondern wirklich radikale Innovationen, das was man als disruptive Entwicklungen bezeichnen würde, findet man im Bild nicht rechts oben. Disruptive Innovationen eröffnen einen neuen Raum – ein Paralleluniversum! Sie sprengen unsere Vorstellungskraft und finden nicht in diesem Bild statt!

Aber um die Kritik wieder gerade zu rücken: Das Buch bitte trotzdem lesen. Es macht nicht nur Spaß, sondern ist auch intelligent! Und wie gesagt der Bibliophile in mir mag handwerklich dieses Buch (einen lieben Gruß an Ralf, meinen eigenen Verleger!)

Es beschreibt Innovation in einem Spannungsfeld von Freiraum und Tagesgeschäft, betrachtet die erforderlichen Rollen und Aufgaben, das notwendige Prozessverständnis, aber vor allem die Voraussetzungen in Kultur und Mindset.

Neben vielen Beispielen und Anekdoten werden 12 Leitsätze der Innovation mitgegeben:

  1. Regeln brechen
  2. Perspektiven wechseln
  3. Problem lieben
  4. Risiken eingehen
  5. Viele Ideen produzieren
  6. Störfaktoren begrüßen
  7. Mit den Händen denken
  8. Geschichten erzählen
  9. Lieblinge begraben
  10. Fachgrenzen überschreiten
  11. Vorschussvertrauen schenken
  12. Anfängerin bleiben.

Rollen und Prozess werden stringent entwickelt und beschrieben.

Also: eine ganz klare Empfehlung und der Widerspruch als Herausforderung!

Jean-Philippe Hagmann, Hört auf, Innovationstheater zu spielen! : wie etablierte Unternehmen wirklich radikal innovativ werden, München 2018


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Ein Kommentar zu “Gelesen: Innovationstheater”

  1. schlossBlog » Gelesen: Luther für Innovatoren
    24. März 2024 um 11:44

    […] guten Dinge sind 3 – zumindest bei Jean-Phillippe Hagmann. Nach dem Innovationstheater und dem Meta-Modell für agile Innovation jetzt Luther für Innovatoren. Aber eigentlich ist es […]

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