Monatsarchiv für Februar 2013

 
 

#559 VisualPM: Canvas

Ähnlich dem openPM-Canvas entstand parallel aus dem Buchprojekt TurnaroundPM der Project  Square.

Die beiden Canvas haben mehr gemein, als was sie trennt. Unterschiede in den betrachteten Feldern lassen sich mit der Herkunft erklären. Der Ausgangspunkt von Project Square waren speziell Turnaround-Projekte, wobei die Anwendbarkeit auch in „normalen“ Projektsituationen durchaus gegeben ist. Bleibt als Unterschied, dass die openPM-Canvas auch versucht die zeitliche Dimension und den Verlauf visuell aufzubereiten.

Zentral bei beiden Werkzeugen ist weniger das konkrete Poster, das dabei entsteht, als der Prozess der Entwicklung. Eine Canvas im Team zu entwickeln, sorgt für eine gemeinsames Verständnis dafür, was wichtig ist und wie man das erreichen will, idealerweise aber nicht nur zu einem gemeinsamen Verständnis, sondern auch zu einem gemeinsamen Commitment.

Nachdem ich auf dem PM-Camp 2012 in Dornbirn mit Mikko Mannila ausgiebig über die Verwendung von Canvas im Projektmanagement diskutiert habe, hat er jetzt gemeinsam mit den TurnaroundPM-Kollegen ein Project Square Toolkit, bestehend aus Project Square Plakat in DIN A 0, Stattysblöcken, Whiteboardmarker und einer kurze Anleitung, entwickelt, das demnächst im Stattys Shop angeboten wird.

Ich selbst nutze übrigens auch Stattys für die openPM-Canvas.

#558 PM-Reader

Ein paar aktuelle Beiträge für PM-Interessierte:

Marcus Raitner hat auf seinem Blog Führung-erfahren eine kleine Reihe zum Thema „Projektplanung 101“ gestartet. Bisher erschienen sind Arbeitspakete richtig schneiden, Verknüpfungen setzen, Ressourcen zuteilen und Meilensteine. Jetzt müssen wir Marcus nur noch motivieren, die Inhalte auch in openPM einzuarbeiten…

Kommunikation ist DER Erfolgsfaktor in Projekten, nur vergessen wir das immer wieder. Reinhold Wagner zitiert im GPM-Blog eine aktuelle Studie zur Projektkommunikation und philosophiert über unser Fehlverhalten wider besseres Wissens in der Kommunikation.

In der Computerwoche gibt es einen Aufruf zum Tabubruch: Mehr Mut zum Projektabbruch. Thomas Brustbauer fordert dort eine entsprechende „Fehler-Kultur“.

Über Geschmack lässt sich streiten, aber wem es gefällt: SCRUM-Poster im Anime-Stil.

In eigener Sache:
Nachdem es früher hier schon eine lose Reihe VisualPM gab, die sich mit Visualisierungstechniken im Projektmanagement beschäftigt und zuletzt der Beitrag zur openPM-Canvas auch wieder sehr gut in diese Reihe gepasst hätte, werde ich in nächster Zeit die VisualPM-Reihe mit weiteren Artikeln wieder aufleben lassen.

#557 Abschied von Andreas

Vermutlich ist niemand auf diesem Blog so oft zitiert worden, wie Andreas Heilwagen.

Heute meldet das Projektmagazin, dass Andreas verstorben ist.

Nachdem du ein Bruder im Geiste warst, ähnliche Projekte, Themen und Ideen verfolgt hast, hat mich die Nachricht sehr getroffen. Ich vermisse dich jetzt schon.

Andreas kann man nur würdigen, indem man ihn selber zu Wort kommen lässt. Sein letztes Interview führte er mit Jurgen Appelo.

Und hier gibt es die weiteren Videos & Interviews von Andreas auf Youtube.

 

#556 Flughafen Inbetriebnahme

Die Titelstory in der aktuellen Ausgabe der Projektmanagement aktuell:

Flughafen Inbetriebnahme – 12.000 Mitarbeiter werden am „Tag X“ perfekt zusammenarbeiten

Achso, im Oman – nicht in Berlin.

In eigener Sache

#555 Neues Produktionsmodell im Visier

Unter diesem Titel setzt sich ein Beitrag auf den Webseiten der IG Metall mit dem Wandel in der ITK-Industrie auseinander und bemängelt, dass der Mensch dabei auf der Strecke bleibt. Die Rede ist von IT-basierten Lean-Konzepten für die Kopfarbeit und dabei wird alles in einen Topf geworfen: Agile Methoden, Mobiles Internet, Intelligente Netze, Cloud Computing, Social Media, Crowd Working. Beispiele werden u.a. von HP, Nokia Siemens Networks, IBM und SAP angeführt.

Aus gewerkschaftlicher Sicht wird bemängelt, dass die Global Player in diesem Umfeld verstärkt auf Offshoring, Outsourcing, transnationale Projekt- und Teamarbeit sowie Crowd Working-Strategien setzen.  In kleineren Betrieben würden sich die Arbeitsbedingungen u.a. aufgrund von Fachkräftemangel bei zunehmender Arbeitsbelastung verschlechtern. Als Risiken der Veränderungsprozesse werden attestiert:

Prekäre Beschäftigungsformen wie Leiharbeit und Scheinselbstständigkeit nehmen ebenfalls zu. Damit verbunden sind häufig wachsende gesundheitliche Belastungen, allgemeine Verunsicherung und psychischer Druck in einem „System permanenter Bewährung“ (Boes/Bultemeier).

Das so gezeichnete Bild entspricht so gar nicht den idealistischen Vorstellungen agiler Methoden. Liegt doch beispielsweise dem agilen Manifest ein ganz anderes Menschenbild zugrunde.  Jurgen Appelo würde das oben beschriebene Szenario als ein Management 2.0 bezeichnen, die Umsetzung von Methoden wie Leanmanagement, TQM & Co in hierarchischen Systemen. (Dabei liegt eigentlich auch dem Leanmanagement ein ähnliches Menschenbild zugrunde, das in der Verkürzung aber auf der Strecke bleibt und mittlerweile fast schon in Vergessenheit geraten ist.) Jurgen postuliert stattdessen ein Management 3.0 (Amazon Affiliate Link) mit der Einführung agiler Methoden  und der Abkehr von hierarchischen Systemen.

Bei agilen Methoden liegt die Betonung i.d.R. auf Selbstorgansiation und Selbstbestimmung und eine mögliche Überforderung á la Boes/Bultemeier wird nicht weiter diskutiert. Allerdings reagieren agile Vertreter auf die Verknüpfung agiler Methoden mit klassischem Optimierungsdenken, wie bei Wolfram Müllers High-Performance Projektmanagement auf openPM oder bei seinem Beitrag auf dem PM-Camp in Dornbirn durchaus dünnhäutig. Offenbar sieht sich die Zunft gerade nicht gerne als neues Produktionsmodell.

Persönlich missfallen mir die idealisierten Rahmenbedingungen agiler Ansätze, weil sie häufig utopisch sind. Wenn ich den idealen Product Owner, am besten gleich noch auf Kundenseite, von Anfang an engagiert und eingebunden in meinem Projekt habe, dann sind das Voraussetzungen, die auch jedem klassischen Projekt gut tun würden, die nur in der Realität nicht immer anzutreffen sind. Erfrischend hier wieder Jurgen Appelo, der jüngst in einem Blogbeitrag das imperfekte agile Vorgehen postuliert: Don´t let Scrum make you fragile. Er plädiert dafür Methoden wie Scrum nicht Buchstabe für Buchstabe umzusetzen, sondern auch Platz für Variabilität, Unsicherheiten und Überraschungen zu lassen. Ich fürchte nur, dass deutsche Gewerkschaften dies der arbeitenden Bevölkerung nicht zutrauen und deren permanente Überforderung anprangern werden…

#554 openPM-Canvas für BER

Auf openPM entsteht gerade ein Schema für ein Projekt-Canvas. Canvas sind ein populäres Konzept zur Visualisierung, bekannt geworden vor allem durch die Business Modell Canvas von Alex Osterwalder & Co.

Um die bisherigen Ergebnisse zu verproben habe ich mich an zwei Beispielen versucht – neben einer sehr einfachen Themenstellung („Besuch bei der Oma“) auch an einer möglichst komplexen: Dem Flughafen Berlin-Brandenburg BER. (Die beiden Beispiele finden sich in dem openPM-Artikel zur Entwicklung eines PM-Canvas.)

 

(Bildquellen: Wikipedia)

Vielleicht ist die Canvas einseitig – ich habe meine Informationen auch nur aus Web und Presse.
Vielleicht bin ich vorschnell einfachen Erklärungsmustern erlegen.
Aber anhand des Canvas lassen sich prima Geschichten erzählen:

Z.B. Die Geschichte von der Planung und den vielen Planungsänderungen, die das Planungsteam überfordert haben und Probleme wie beim Brandschutz zur Folge hatten. Als schnelle Lösungsstrategie hat man sich dann vom Planungsteam getrennt (und Know How verloren), aber die Planungsänderungen nicht hinterfragt, obwohl mittlerweile klar ist, dass selbst essentielle Parameter, wie die Größe hoffnungslos falsch angesetzt waren (ob vom Planungsteam oder vom Auftraggeber sei dahin gestellt)

Eine weitere Geschichte erzählt die Politik: Eine Stakeholder-Betrachtung offenbart schon die politische Dimension. Insbesondere im anstehenden Wahljahr. In der Politik spielt auch die Schuldfrage eine Rolle – statt sich auf die (technische) Problemlösung zu konzentrieren wird das Team ausgetauscht, so dass man jetzt nicht mal so genau weiß wo man steht (Status) und man möglicherweise einen Stillstand im Projekt verursacht hat.

Kosten, Timeline und Risiken offenbaren das Desaster. Neben den „normalen“ Projektrisiken in der Erreichung von Time-Quality-Budget, die bereits alle gerissen wurden, bestehen noch außerordentliche Risiken, die noch gar nicht absehbar sind:

  • Mögliche Schadensersatzklagen durch Partner wie den Airlines, Mietern, …
  • Die laufenden Prozesse zu den zulässigen Flugrouten
  • Das Finanzierungsrisisko aus dem EU-Wettbewerbsrecht: Staatliche Zahlungen müssen von der EU abgesegnet werden, da sie sonst als Subventionen in einem freien Markt interpretiert werden können.  Es reicht nicht, dass 2 Bundesländer und der Bund an dem Projekt beteiligt sind – auch die EU muss noch mitreden und nicht nur in der EU, sondern vielleicht auch in Deutschland, z.B. in Frankfurt oder München, sehen nicht alle nur wohlwollend auf den künftigen Konkurrenzflughafen.

#553 TurnaroundPM

Gestern zu einem spannenden Workshop mit TurnaroundPM in Frankfurt:

Neben dem TurnaroundPM-Kernteam waren noch Niklas Spitczok von Brisinski (Autor von Pragmatisches IT Projektmanagement (Amazon Affiliate Link)) und Jörg Süggel (Leiter GPM Regionalgruppe Thein Ruhr) mit von der Partie. Ursprünglich gestartet mit der Frage, welches Minimum an PM-Werkzeugen in einem Projekt zum Einsatz kommen sollte, drehte sich die Diskussion hin zu den Essentials von Projektmanagement, die wider besserem Wissen mitunter doch nicht angewandt werden und aus einem Projekt ein Turnaround-Projekt machen.

Einige Splitter aus der Diskussion:

„Mit Methodik rettet man kein Projekt,“ … aber ohne gewisse Standards geht es auch nicht.

„Weg vom Fertigstellungsgrad, hin zum Restaufwand“

„Projektplan? Ja, aber…“ Jedes Projekt braucht eine High-Level-Timeline (im Sinne einer Roadmap, eines Phasenplans, etc.) und natürlich braucht es auch eine Detailplanung, diese reicht aber für den nächsten Sprint, die nächste Iteration, die nächsten 2 Wochen und kann rollierend, dezentral erfolgen. Die Ebene dazwischen oder einen detaillierten Gesamtprojektplan braucht es nicht!

Die Diskussion war mehr als anregend uns konstruktiv und die Ergebnisse fließen in das Buchprojekt von TurnaroundPM ein. Darüber hinaus hat sich gezeigt wie wechselseitig befruchtend diese Diskussion auf Augenhöhe verlief und dass wir uns auf jeden Fall weiter Vernetzen werden. Davon wird auch openPM profitieren. Nachdem auch die Vorlagen aus dem Buchprojekt TurnaroundPM unter Creative Commons-Lizenz stehen (z.B. der bereits verfügbare Project Square) haben sich hier die Richtigen gefunden und auch bei den anderen Teilnehmern konnte ich das Interesse an openPM wecken. So werden wahrscheinlich schon bald auch die Vorlagen aus Niklas PITPM in openPM verlinkt.

Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und auf TurnaroundPM als Buch!



bernhardschloss.de