#355 Basisfähigkeiten (2): Wahrnehmung

Unsere Wahrnehmung ist das Tor zur Welt. Sie ist der Filter, der bestimmt, was wir überhaupt weiter verarbeiten können, welche Signale wir interpretieren und worauf wir überhaupt reagieren können.
Mit dem Filter ist es so eine zweischneidige Sache: Er schützt uns vor dem Information Overload und hilft uns auf Dinge zu fokusieren. Er blendet aber auch Dinge aus, die uns helfen könnten oder wichtig für uns wären.
Zunächst ist es wichtig, dass wir uns dieser Mechanismen bewusst sind, dann können wir sie auch für uns einsetzen und sie werden zu Erfolgsfaktoren. Wir können den Filter für uns nutzen, sollten uns aber seiner „blinden Flecken“ bewusst sein und es würde auch nicht schaden ihn regelmäßig zu „reinigen“, so wie man seine Brille regelmäßig putzt.

Zwei Beispiele für die Wirkungsweise unseres Filters:

(1) Machen wir ein kleines Experiment! Sehen Sie sich das folgende kleine Basketball-Video auf Youtube an und zählen dabei genau mit wieviele Pässe die Spieler der weißen Mannschaft werfen.

Haben Sie gut aufgepasst?
Wieviele waren es denn?
Ehrlich gesagt interessiert und das Basketball-Spiel gar nicht, aber haben Sie den Bären gesehen?
Wenn nicht, schauen Sie sich das Video ruhig noch einmal an und diesmal zählen Sie nicht mit, sondern achten darauf, was sonst noch passiert.
Den meisten von uns geht es so, dass sie so auf das Zählen fixiert sind, dass sie nicht einmal registrieren, dass ein Bär das Spielfeld betritt.
Zugegeben, das Experiment war unfair und Sie wurden absichtlich auf die falsche Fährte gesetzt, aber im realen Leben, wissen wir im vorhinein oft auch nicht, wo es lang gehen wird und sind allzu häufig mit „Zählen“ beschäftigt.

(2) Wir können Filter aber auch nutzbringend einsetzen, z.B. beim Management by Objectices (MbO). Die Funktionsweise des Management by Objectives  beruht auf der genannten Filterwirkung indem die Aufmerksamkeit auf die gewünschen Ziele gelenkt wird und verstärkt dies noch durch ein Commitment der beteiligten Parteien.

Wie das Management by Objectives zeigt, können wir nicht nur mit der eigenen Wahrnehmung arbeiten, sondern auch mit der Wahrnehmung anderer. Im Rahmen des MbO geschieht dies in legitimer Form – weil allen Beteiligten transparent -, aber die Grenze zur Manipulation ist natürlich fließend. Hier setzt z.B. auch die Kritik an den Methoden des NLP an. Doch auch hier gilt wieder: Sind wir uns der Zweischneidigkeit unserer Wahrnehmung bewusst, so erleichtert dies den verantwortungvollen Umgang mit Methoden und Werkzeugen und hilft uns gleichzeitig  Manipulatioenn oder Fehlleitungen (z.B. wenn wir uns in eine fixe Idee verrennen) zu erkennen.

Weitere Beiträge dieser Reihe: Teil 1



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