Archiv der Kategorie ‘Selbstmanagement‘

 
 

#644 Schöne neue Arbeitswelt

Viele kluge und liebe Köpfe in meinem Umfeld setzen sich mit unserer schönen neuen Arbeitswelt auseinander und wie es mit ihr weitergehen soll und kann. Das Ganze mit einer gehörigen Portion Idealismus. Die Ideale gibt es nicht nur im agilen Manifest, sondern schon weit länger, z.B. in der Lean-Bewegung mit klaren Wuzeln im Humanismus.

Zur Zeit macht der Film Augenhöhe die Runde und im Abspann habe ich viele vertraute Namen wieder entdeckt.

AUGENHÖHE OmU (dt.) from Daniel Trebien on Vimeo.

Auch auf dem enjoyWork-Camp diskutiert Franziska mit ihren Mitstreitern um solche Themen (nächster Termin: 06.-07.11.2015 in Stuttgart).

Und dennoch fühle ich mich etwas schizophren, denn gleichzeitig mit dieser idealistischen Entwicklung und Auseinandersetzung mit modernen Arbeitsformen sehe ich zunehmend auch gegenläufige Tendenzen. Da werden in Unternehmen mitunter wieder Königreiche aufgebaut, Entscheidungsspielräume minimiert oder abgeschafft und erstaunlicherweise wird das leichthin hingenommen. Offenbar sind die Menschen in Unternehmen mit so vielen Reizen, Themen und Aufgaben konfrontiert, dass der eine oder andere schon fast froh zu sein scheint, nicht mehr entscheiden zu müssen und keine Verantwortung zu tragen.

Anscheinend gibt es keine Zukunft der Arbeit, sondern gleich mehrere, teils gegenläufige. Wollen wir hoffen, dass wir uns die eigene Zukunft aussuchen und gestalten können.

#571 Gelesen: Esoterik für Systeme


Um ehrlich zu sein: Mich interessieren weder Esoterik noch Erfolgsratgeber und trotzdem habe ich Roger Dannenhauers Buch „Geisteshaltung – Wirtschaftlicher Erfolg in einer neuen Zeit“ (Amazon Affiliate Link) gelesen – und ich habe es gerne gelesen.

Obwohl sich Roger auf Zen und west-östliche-Denkweisen beruft, obwohl er wirtschaftlichen Erfolg thematisiert, ist er keiner der sonst üblichen Lautsprecher mit platten Attitüden. Seine Botschaft ist zwar vermeintlich fernöstlich angehaucht (das ist Rogers persönliche Geschichte), aber im Kern steckt eine systemische Betrachtungsweise dahinter und die Frage, wie sich eine konstruktive und wie eine destruktive Einstellung auf soziale Systeme auswirken.

Mit destruktivem Denken setzen wir uns überflüssige Grenzen und geraten in einen Abwärtsstrudel, während wir mit konstruktivem Denken neue Potentiale erschließen können. In Systemen mit einer dekonstruktiven Systemkultur neigt man dazu an bestehenden Lösungswegen festzuklammern und nimmt neue Chancen und Potentiale nicht wahr – die Spirale setzt ein. In diesem Sinn: „Wer Krisen bekämpft, hat ihre Usachen nicht verstanden.“

Roger entwickelt ein Modell der Entwicklungsstufen der Geistes-Haltung:
– Stufe 1: Rationale Intelligenz
– Stufe 2: Emotionale Intelligenz
– Stufe 3: Reiner Geist (im Sinne von Klarheit, frei von destruktiven Gedanken
– Stufe 4: Geistes-Haltung

Rogers Modell erinnert mich stark an Duecks Konzept professioneller Rationalität (Amazon Affiliate Link) und es ist bis auf die Wortwahl keineswegs esoterisch!

Mit dem Auftreten dekonstruktiver Strukturen erklärt Roger auch einen etwaigen System-Zerfall: Wenn Innovation/Transformation notwendig wären, aber aufgrund dekonstruktiver Haltung nicht umgesetzt werden, beginnt das System zu kippen.

In Teil 2 seines Büchleins versucht sich Roger an Potenzial-Bewusstseins-Übungen um in gesamtwirtschaftlichen Betrachtungen aber auch in konkreten Unternehmensbeispielen sein Gedankenmodell anzuwenden. Hier kommen auch Co-Autoren mit Ihren Praxis-Beiträgen  zu Wort. Als Ausgleich für das „Unwort“ Potenzial-Bewusstseins-Übungen schenkt und Roger eine ganze Reihe bemerkenswerter Bonmots:

Nur wer die richtigen Dinge erkennt, kann die richtigen Dinge tun.

Die Wissensgesellschaft ist der direkteste Weg in die Dummheit.

Best Practices sind der Krückstock für unkreative Menschen, denen der Mut fehlt, den Weg selbst zu gehen.

Unternehmensberatung ist sicher gut gemeint, jedoch oft auch eine perfekt inszenierte Illusion für hilflose Manager.

Zahlen sagen nichts über den Zustand eines Unternehmens. Erst wenn die Führungsspitze Rückgrat beweist, funktioniert Controlling.

Wer den Druck stetig erhöht, untergräbt die Effizienz.

Wenn wir versuchen zu kontrollieren, verlieren wir die Kontrolle.

Und mit den konkreten Beispielen rückt das Werk auch weit weg von der Esoterik-Schiene.

Roger hat wirklich etwas zu sagen.

PS: Ich durfte Roger auf einem Impuls-Workshop für das TurnaroundPM-Buchprojekt persönlich kennen lernen (hier der Bericht auf schlossBlog) und nur weil er mit seinen leisen Tönen in der Diskussion seine Geistes-Haltung eingebracht hat, bin ich auf sein Buch aufmerksam geworden und habe es – wie gesagt – gerne gelesen.

#545 Ziele sind altbacken

Stefan List  setzt sich passend zum neuen Jahr kritisch mit dem Thema Ziele auseinander.

Der Begriff Ziele klingt heutezutage mitunter etwas altbacken und wird sicher oft überstrapaziert. Zielvereinbarungsprozesse in Unternehmen sind häufig zu formalen Pflichtaufgaben verkommen, die nur proforma bedient werden.

Die Auseinandersetzung mit Zielen hat aber vor allem auch  mit Werten und Orientierung zu tun.

Und wir dürfen im Umgang mit Zielen auch nicht den gesunden Menschenverstand vergessen. Wir sollten Ziele nicht sklavisch verfolgen und uns und unsere Ziele regelmäßig hinterfragen.

#529 Ziele

Marcus Raitner philosophiert auf /misc über „Lebensführung statt Selbstmanagement“ und setzt sich dabei auch kritisch mit der persönlichen Anwendung eines management by objectives auseinander.

In meiner Antwort habe ich mein eigenes System kurz skizziert.

Es wird Zeit, dass auch auf schlossBlog Ziele stärker thematisiert werden.



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