Archiv der Kategorie ‘Allgemein‘

 
 

#639 Gelesen: Das Neue Spiel

Michael Seemann, Das neue Spiel: Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust, Berlin, Freiburg 2014, ISBN 978-3936086799 (Amazon)

Michael Seemann bloggt nicht nur über den Kontrollverlust unserer Daten, den wir längst erlitten haben, er hat seine Gedanken auch in einem lesenswerten Buch zusammengefasst. Vielleicht geht der Autor in dem einen oder anderem Punkt zu weit (braucht es wirklich eine eigene, neue digitale Lizenz für das Buch, wird die Query-Metapher nicht etwas überstrapaziert,…), aber gemessen an der medientheoretisch fundierten Auseinandersetzung mit dem Thema, sind das belanglose Details.

Zunächst belegt Seemann den Kontrollverlust:

„Wir haben die Kontrolle über die Daten […] auf dreifache Weise verloren: Wir wissen nicht mehr, welche Daten zu welcher Zeit erhoben werden können, weil die ganze Welt durch die allgegenwärtige Verbreitung von Sensoren digitalisiert wird. Wir bestimmen nicht selbst, was mit diesen Daten geschieht, wo sie gespeichert werden, wo sie hinkopiert werden, wer darauf Zugriff hat. Und wir können nicht ermessen, welche Dinge diese Daten potenziell aussagen. Kurz: Daten, von denen wir nicht wussten, dass es sie gibt, finden Wege, die nicht vorgesehen waren, und offenbaren Dinge, auf die wir nie gekommen wären.“

Im zweiten Teil versucht er Strategien zu entwickeln mit denen wir uns dem faktisch bereits eingetretenen Kontrollverlust stellen können, denn ein Lamentieren nützt uns nichts und auch das Hoffen auf den Staat oder andere Institutionen ist so naiv wie hoffnungslos in unserer globalisierten digitalen Welt.

Als Strategien für den Umgang mit dem Kontrollverlust stellt er 10 Regeln auf:

  • Es gilt das Neue – Wir müssen Lernen, das Alte zu Verlernen und die neuen Spielregeln annehmen.
  • Du kannst das Spiel nicht gegen den Kontrollverlust spielen – Eine Kontrolle von Datenströmen ist faktisch längst nicht mehr möglich, also dürfen wir uns auch nicht dieser Illusion hingeben.
  • Die Überwachung ist Teil des Spiels – Überwachung wird noch mehr zunehmen. Wir können das nicht verhindern, sondern lediglich versuchen, die Wirkung von Überwachung zu schwächen.
  • Wissen ist, die richtige Frage zu stellen – Die Wissensspeicherung verliert an Bedeutung, der Abruf von Wissen wird hingegen zur neuen Königsdisziplin.
  • Organisation und Streit für alle! – Die „positive“ Seite des Kontrollverlustes ist es, dass Transparenz und Vernetzung für alle offen stehen.
  • Du bist die Freiheit des Anderen – Die gesellschaftlichen Kommunikationsstrukturen haben sich geändert – hin zu einer End-to-End-Beziehung der einzelnen Teilnehmer. Die Daten gehören schließlich beiden Enden der Kommunikation.
  • Macht hat, wer die Plattform kontrolliert – Plattformen sind neue, machtvolle Akteure.
  • Staaten sind Teil des Problems, nicht der Lösung – Denn auch die Staaten sind „Opfer“ des Kontrollverlustes, haben z.B. beim Datenschutz längst den Bankrott erreicht.
  • Datenkontrolle schafft Herrschaft – Etwas paradox, denn Datenkontrolle ist ja faktisch nicht wirklich möglich, aber dort, wo man es versucht steigt die Macht der Plattformen. „Datenkontrolle zwingt zur zentralisierten Kontrolle und schwächt somit die Zivilgesellschaft.“
  • Der Endgegner sind wir selbst – Noch bevor die Geheimdienste etwas über uns herausgefunden haben, haben wir es längst selbst (oder jemand anderes für uns) auf Facebook & Co eingestellt oder es mit einer Videoüberwachung gefilmt. Wir müssen uns unserer Verantwortung annehmen.

Michael Seemann ist kein wirrer Verschwörungstheoretiker, er ist auch kein Snowden/NSA-Trittbrettfahrer. Er hat lediglich versucht ein intelligentes Fazit aus dem Thema seines Blogs und seiner Auseinandersetzung mit dem Thema Kontrollverlust zu ziehen. Natürlich kann man über Details streiten, aber eins macht die Lektüre allemal klar: Wir müssen uns dem Thema stellen, denn dieser gesellschaftliche Veränderungsprozess ist bereits weiter fortgeschritten als wir uns vorstellen können und es gibt kein zurück. Wir müssen lernen, uns in diesem veränderten Umfeld einer digitalen Welt zu bewegen und uns den neuen Herausforderungen widmen. In diesem Sinne: Eine klare Leseempfehlung!

#638 Wortwolke 2014

Noch ein kleiner Nachtrag zum letzten Post: Eine Wortwolke aus allen Beiträgen auf schlossBlog im Jahr 2014. (Kreiert mit wordle.net)

#637 Best of schlossBlog 2014

Sylvester/Neujahr ist eine willkommene Zeit um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Auch auf schlossBlog hat sich einiges getan. Hier eine subjektive Auswahl:

Es hat sich also einiges getan! Das Erreichte ist gleichzeitig Ansporn für 2015. Mal schauen, was das Jahr so alles bringt.

Und allen Lesern an dieser Stelle: Die besten Wünsche für das neue Jahr!

#636 Visual Thinking

Das Thema Visual Thinking beschäftigt mich schon eine ganze Weile und wird uns auch hier im Blog in nächster Zeit noch weiter verfolgen.
Zufällig bin ich jüngst auf ein YouTube-Video des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen mit dem Berater und Autor (u.a. Gamestorming) Dave Gray gestolpert, das in 15 Minuten eine Einführung in Visual Thinking im Management Kontext gibt.

Achtung, das Video ist in Englisch.

Frohe Weihnachten!

Auch bei Projektmanagern ist Weihnachten die Zeit für Familienprojekte und so wurde auch im Hause Schloß dieses Jahr das Christbaum-Schlagen ein Familien-Projekt mit Jonas an der Kettensäge…

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern, Mitstreitern und Kollegen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

#633 schlossBlock auf dem PM Camp Poster

#629 Gelesen: the art of explanation

Lee Lefever, The art of explanation. Making your ideas, product, and services easier to understand, Hoboken 2013, ISBN-13: 978-1-118-43429-1  (Amazon)

Lee Lefever ist einer der „Urväter“ der Erklärvideos im Internet. Zusammen mit seiner Frau Sachi betreibt er in Seattle Common Craft. die mit ihren Erklärvideos u.a. für Google, Dropbox oder Twitter und viele mehr in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt haben.

Witziger Weise lag sein Buch The art of explanation bereits auf meinem Schreibtisch, noch bevor mich Torsten Koerting auf dem PM Camp RheinMain in die Welt der Erklärvideos gezogen hat.

Allerdings ist die Art of explanation kein Erklärvideo-Buch! Zwar beschreibt Lefever seine Arbeitsweise und referenziert auch auf viele Erklärvideos, aber in seinem Buch versucht er erfolgreich die Mechanismen und die Philosophie des Erklärens ganz unabhängig vom gewählten Medium zu vermitteln:

“The art of explanation is unlike the ability to draw or write poetry; it is more about perspective, or orienting yourself around the idea that explanations are creations, made of facts, that represent a new way of approaching an idea.”

Als Bausteine für Erklärungen identifiziert er: das gemeinsame Verständnis (agreement), dem Kontext, die Story, Verbindungen, Beschreibungen und Schlussfolgerungen.

Lefever zeigt, dass wir je nach Vorkenntnis einen unterschiedlichen Bedarf der Vermittlung des Warum und des Wie einer Sache haben. Er führt uns in das Storytelling ein, in dem er Leitfragen stellt, ein Basic Story Format aufzeigt und uns aber auch auf die Grenzen des Storytelling hinweist.

Er zeigt uns Beschränkugnen un0 Randbedingungen auf und legt uns Vereinfachungen ans Herz. Lefever betont die Bedeutung des Schreibprozesses (auch für andere Medien)  und beschäftigt sich mit Visual Thinking (hier freut sich der visualPM). Beim Thema Visualisierung verweist er auf Dan Roam´s Napkin Academy (Amazon).

The art of explanation ist ein kluges, aber auch ein erstaunlich leises Buch. Hinter einem so klassisch aufgemachten Buch mit dezenten Illustrationen würde man kaum eine so erfolgreiche Videoproduktion erwarten, aber sein Erfolgsgeheimnis – Die Kunst des Erklärens – gibt uns Lee Lefever trotzdem preis.

#623 schlossBlog wird 8


Kaum zu glauben, aber der schlossBlog wird in diesen Tagen 8 Jahre alt!

Älter wie meine Tochter, manchmal auch frecher wie sie…

Nicht ganz so alt wie mein Sohn, aber der Blog hat ja auch Vorläufer-Aktivitäten in statischen Firmenseiten und privaten Web-Versuchen, die ihn dann altersmäßig auch noch überholen. Langsam erklären sich die grauen Haare auf meinem Kopf.

Zeit allen Lesern und Begleitern zu danken. Ich freue mich schon auf die vielen Themen und Ideen, die hier, auf openPM oder an anderen Stellen noch vor uns liegen!

#621 Gelesen: UZMO

Martin Haussmann, UZMO – Denken mit dem Stift: Visuell präsentieren, dokumentieren und erkunden, München 2014, ISBN-13: 978-3-86881-517-7 (Amazon)

Ein Buch ganz nach dem Geschmack des visualPM! Es gibt so wunderbare Bücher zum Thema Visualisierung und UZMO ist eines davon. Setzt man die Buchstaben „UZMO“ neu zusammen und zwar nicht als Wort, sondern als Grafik, so entsteht eine Glühbirne: U und Z übereinander gibt das Gewinde, O den Glaskörper und das M den Draht. (Es ist natürlich gemein, darüber zu schreiben ohne das Bild zu zeigen, aber vielleicht funktioniert ja das Kopf-Kino!)

UZMO lehrt uns mit der bikablo-Zeichentechnik eine visuelle Sprache. Visuelles Arbeiten ist nicht nur eine eigene Kommunikationsform, sondern gibt uns einen zusätzlichen Kanal für Resonanz und Feedback neben der verbalen Sprache. Dabei kommt es auch gar nicht auf Perfektion an:

„Das Ziel von Visualisierung ist nicht Schönheit, sondern Kommunikation.“

Martin Haussmann erläutert nicht nur die Grundlagen, sondern gibt konkrete Hilfen und Werkzeuge in einem selbstverständlich auch visuell schön gestaltetem Buch. Zu den vorgestellten Werkzeugen gehören neben der bikablo-Technik, u.a. der Visualisierungskompass, der uns den Weg zu geeigneten Darstellungsformen weist, die Symbol-Safari, die uns hilft eine eigene visuelle Sprache für unsere eigenen Themen zu entwickeln, die Plakatmaschine, Sketchnoting, die Problemlösungstechnik Riesenrad, Templates, sowie zahlreiche Vorlagen, Anleitungen und Tipps und vieles mehr. Eine echte Empfehlung, die Lust macht die Werkzeuge auch auszuprobieren.

Martin Haussmann, seine bikablo Kollegen von den Kommunikationslotsen und der Webshop Neuland zählen zu den deutschsprachigen Vorreitern im Visual Facilitating (Wikipedia).

Ebenfalls von Martin Haussmann (gemeinsam mit Holger Scholz) gibt es auch das bikablo Trainerwörterbuch der Bildsprache/Facilitators dictionary of visual language (Amazon), wobei ich ehrlich gesagt hier das Buch Bildsprache: Formen und Figuren in Grund- und Aufbauwortschatz (Amazon) von Petra Nitschke bevorzuge.

#619 Mal ein HR-Beitrag: Der härteste Job der Welt!



bernhardschloss.de