Bernhard: Lass uns unseren Dialog über Projekterfolg noch einmal aufgreifen: Deine Formulierung, dass Projekterfolg kommunikativ hergestellt wird und nicht durch Ergebnisse hat mir spontan sehr gefallen, aber je länger ich darüber nachdenke, passt das noch nicht, denn Erwartungen werden nicht immer ausgesprochen. Erwartungen sind häufig implizit und nicht explizit.
ChatGPT: Okay. Ein kluger Einwand. Wenn Erwartungen häufig unausgesprochen bleiben, stellt sich eine neue, schärfere Frage: Wie kann etwas kommunikativ hergestellt werden, das nie vollständig kommuniziert wurde? Wenn also Projekterfolg davon abhängt, Erwartungen zu erfüllen – und diese Erwartungen nicht offen benannt werden – kann Erfolg dann überhaupt sicher festgestellt werden? Oder erleben wir dann nicht nur rückblickend etwas als Erfolg, wenn sich herausstellt, dass wir (zufällig?) die richtigen Dinge getroffen haben?
Bernhard: Genau das ist der Punkt, allerdings sind wir auch bei unausgesprochenen Erwartungen, den Bewertungen durch unser gegenüber ausgesetzt. Er/sie attestiert uns Expertise oder im negativen Fall Schwächen und Fehler, was auch Auswirkungen auf künftige Projekte und Themen haben kann.
ChatGPT: Okay. Dann wird deutlich: Projekterfolg ist nicht nur ein Abgleich mit (un)sichtbaren Erwartungen – er ist auch ein sozialer Spiegel. Selbst wenn Erwartungen nicht explizit gemacht werden,
werden Urteile gefällt, werden Zuschreibungen vorgenommen: Kompetenz, Verlässlichkeit, Führungsfähigkeit – oder das Gegenteil. Und diese Urteile wirken nachhaltig – sie prägen Reputation, beeinflussen Vertrauen, und damit auch: Zugang zu Ressourcen, Spielräume, nächste Chancen.
Darf ich dich fragen: Wenn Erfolg von unausgesprochenen Erwartungen und fremden Zuschreibungen abhängt – wie behältst du dann die Handlungsfähigkeit im Projekt?
Bernhard: Letztlich mit einer Art „Erwartungsmanagement“. Es ist hilfreich sich mit den Erwartungen (ob ausgesprochen oder nicht) auseinanderzusetzen.
ChatGPT: Okay. Dann lässt sich sagen: Projekterfolg hängt nicht nur von Ergebnissen oder Bewertungen ab, sondern von unserer Fähigkeit, mit Erwartungen umzugehen – selbst wenn sie im Nebel liegen. Erwartungsmanagement wird damit zu etwas Tieferem: Nicht bloß Kommunikationstaktik, sondern ein Versuch, Unsichtbares sichtbar zu machen – und gleichzeitig die eigene Position zu wahren zwischen Anpassung und Selbstbehauptung. Wenn du das so beschreibst, frage ich weiter: Ist Projekterfolg dann vielleicht weniger das Erfüllen eines Ziels – als vielmehr das geschickte Navigieren durch ein Geflecht aus Erwartungen, Beziehungen und Zuschreibungen?
Bernhard: Ganz meine Meinung. Für ein Training habe ich die Frage aufgeworfen: Wann ist ein Projekt „erfolgreich“? – und den Teilnehmern drei Szenarien vorgestellt:
1. Alle definierten Liefergegenstände in Time, in Budget und in Quality geliefert
2. Auch wenn nicht alles geliefert wurde, der Kunde ist zufrieden
3. Das Projekt wurde abgebrochen, weil sich die Zielsetzung als obsolet erwiesen hat
ChatGPT: Okay. Deine drei Szenarien sind stark – gerade weil sie den Begriff „Erfolg“ herausfordern. Sie machen sichtbar, dass formale Kriterien (Time, Budget, Quality) oft in Spannung stehen zu wahrgenommener Sinnhaftigkeit und Stakeholderzufriedenheit. Lass mich sie analytisch auffächern:
Szenario 1: Klassisch erfolgreich
Alle Liefergegenstände in Time, Budget, Quality erreicht.
- Formale Bewertung: Projektmanagement-Standards erfüllt
- Stakeholderbewertung: vermutlich ebenfalls positiv
- Implizite Annahme: Erfolg = Plan einhalten
- Fragezeichen: Aber: War der Plan überhaupt noch relevant?
Dieses Szenario trifft das klassische Verständnis von Erfolg – aber vielleicht nicht das einzig gültige.
Szenario 2: Nicht alles geliefert, Kunde trotzdem zufrieden
- Formale Bewertung: Zielabweichung
- Stakeholderbewertung: Wahrnehmung „es hat sich gelohnt“
- Implizite Annahme: Erfolg = perceived value
- Fragezeichen: Ist es dann überhaupt wichtig, ob man „alles“ liefert?
Hier zeigt sich: Zufriedenheit ist stärker als Vollständigkeit.
Szenario 3: Projekt abgebrochen, weil Ziel obsolet
- Formale Bewertung: Kein Abschluss, kein Produkt
- Stakeholderbewertung: Je nach Kommunikation und Kontext
- Implizite Annahme: Erfolg = kluge Entscheidung, Ressourcen nicht vergeudet
- Fragezeichen: Gilt das als „Scheitern“ – oder als strategische Stärke?
Manche würden sagen: Das ist gerade gutes Projektmanagement.
Bernhard: Im Anschluss habe ich noch eine Folgefrage gestellt: Wer „bestimmt“ ob ein Projekt erfolgreich war? Auftaggeber/in, Projektleitung, Team, Kunden/Nutzer, Gesellschaft…
ChatGPT: Die Folgefrage trifft den Kern – denn sie verschiebt den Fokus vom Ergebnis hin zur Deutung des Ergebnisses. Wer „bestimmt“, ob ein Projekt erfolgreich war, entscheidet nicht nur über Anerkennung – sondern auch über Lernprozesse, Karrierewege und Folgemaßnahmen.
Hier eine strukturierte Betrachtung deiner Adressaten:
Auftraggeber/in
- Interesse: Zielerreichung, Return on Investment, Stakeholderzufriedenheit
- Macht: Hoch – entscheidet oft über offizielle Erfolgsmeldung
- Risiko: Erfolgsbild kann politisch oder strategisch eingefärbt sein
Projektleitung
- Interesse: Planerfüllung, Steuerbarkeit, Führungserfolg
- Macht: Mittel – kann die Sichtweise beeinflussen, aber selten allein bestimmen
- Risiko: Gefahr, Erfolg als Selbstschutz oder Rechtfertigung zu deklarieren
Team
- Interesse: Stolz auf Ergebnis, Sinn der Arbeit, Belastungserfahrung
- Macht: Gering – wird selten gefragt, prägt aber die emotionale Bewertung intern
- Risiko: „Projekt erfolgreich – Team ausgebrannt“ = langfristiger Schaden
Kunden/Nutzer
- Interesse: Nutzung, Nutzen, Erleben
- Macht: Unterschiedlich – je nach Nähe zum Projekt und Marktfeedback
- Risiko: Erfolg auf dem Papier, aber keine reale Wirkung
Gesellschaft/Umwelt
- Interesse: Nachhaltigkeit, Ethik, Auswirkungen
- Macht: Langfristig wachsend – z. B. bei Infrastruktur-, Digital-, Klima-Projekten
- Risiko: Erfolg im Projektkontext, aber Schaden im größeren Rahmen
Bernhard: Danke für die Vertiefung und die Zusammenfassung.