#523 PM nicht als Commodity verstehen

Im vorangegangenem Beitrag hatte ich darüber philosophiert, dass Projektmanagement immer mehr als Commodity missverstanden wird.

Aber was ist so schlimm daran, wenn PM ein Commodity wird?

Hierzu sei wieder Gunter Dueck angeführt, der von der Commodity-Gefahr spricht. Denn bei Commodities steckt die Intelligenz nicht mehr in der konkreten Leistung der Beteiligten sondern in den Prozessen. Durch festgelegte Normen und Vorschriften „…wird die Erfüllung der Vorschriften zur Commodity“. Diese Form der Professionalisierung birgt aber erhebliche Nachteile, denn „…[d]ie Berufe werden nicht derart professionalisiert, dass man alle in diesem Beruf so verbessert, dass sie alle gleichmäßig exzellent sind – nein, man programmiert sie alle gleich.“  Die Professionalisierung in der Praxis vernachlässigt „…die anderen Intelligenzen im Bereich von Gefühl, Wille, Instinkt, Humor, Intuition oder Führung […], weil diese nur in niederer Form als beschreibbare Anweisungen oder erlernbare Gesprächsfloskeln vorkommen. Dadurch werden sie bei der Professionalisierung durch die klassische Intelligenz des Auswendiglernens simuliert und ersetzt.“

Hier versteckt sich auch eine Kritik, die wir auf Standards und Zertifizierungen beziehen können. Diese erzeugen nämlich nicht eine professionelle Intelligenz im Sinne Duecks, sondern ihre einseitige Fixierung führt zu Dysprofessionalität. „Und weil die Welt immer höherdimensionaler, komplexer und komplizierter wird, sowie mehr Intelligenzen verlangt, wird der Schaden durch Unprofessionalität immer größer.“ Das blinde Anwenden von Normen und Standards schadet. Die Kunst liegt darin, die Regeln an den richtigen Stellen zu brechen, sie situationsspezifisch anzuwenden und den gesunden Menschenverstand einzuschalten.

Kommunikationsregeln ersetzen keine Kommunikation.

Controlling & Reporting ersetzen kein Problemlösungsdenken.

Jens Hoffmann hat nach dem vorangegangenem Beitrag auf Google + gefragt, wie wir dann Projektmanagement betreiben können, so dass es als wertsteigernde Aktivität betrachtet wird und nicht als Commodity.

Nun meine Antwort ist eine Professionalisierung – nicht im Sinne der Standards und Normen, sondern im Sinne der Professionalisierung Duecks, die neben der klassischen Intelligenz auch emotionale Intelligenz, vitale Intelligenz des Instinktes und des Handelns, Intelligenz der Sinnlichkeit (Schönheit), Intelligenz des Kreativen und Intelligenz der Sinnstiftung braucht. Und dieses Gesamtpaket gibt es beim besten Willen nicht mehr als Commodity. Das ist schon Premium. 😉


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2 Kommentare zu “#523 PM nicht als Commodity verstehen”

  1. Stefan Hagen
    19. Juli 2012 um 21:50

    Hallo Bernd,

    ich halte das ehrlich gesagt für eine theoretische Diskussion. Es wird in Projekten meines Erachtens IMMER Situationen geben, in denen (nur) Management notwendig ist (auch im Sinne von Gunter Duecks „Commodity“). Peter Kruse bezeichnet das als „Management von Stabilität“. (http://www.youtube.com/watch?v=YTY8JKHjufY)

    Aber es wird auch IMMER Situationen geben, in denen (systemische, postindustrielle, postheroische oder wie auch immer man dazu sagen möchte) Führung notwendig ist. Peter Kruse bezeichnete das als „Management von Instabilität“.

    Das ist wahre Professionalität. Nämlich zu erkennen, in welcher (Entwicklungs)Stufe sich Projekte (= soziale Systeme) und deren Mitglieder (= Menschen) gerade befinden. Danach muss sich Führung und Management richten.

    So lässt sich im Kern auch erklären, warum wir eine integrative Sichtweise im (Projekt)Management brauchen.

    a) horizontale Integration: Klassische und agile Ansätze
    b) vertikale Integration: Menschen in Systemen

    ad a) Klassische UND agile Methoden gezielt anwenden und kombinieren. Denn Methoden sind nicht gut oder schlecht, sondern lediglich passend (und damit effektiv) oder eben nicht.

    ad b) Orientierung an den Menschen mit all ihren Fähigkeiten, Potenzialen, Kompetenzen aber auch Schwächen. Und gleichzeitig: Achtsames Gestalten der Sozialen Systeme und Systemumwelten (sprich der Rahmenbedingungen, in denen Projektteams arbeiten).

    Ich glaube, ich sollte dazu selbst mal wieder einen Blogbeitrag schreiben 😉

    Viele Grüße,

    Stefan

  2. admin
    20. Juli 2012 um 07:40

    Hallo Stefan,
    ich bin ganz bei dir. Ich sehe nur zunehmend das Problem, dass PM häufig auf die Commodity-Eigenschaften reduziert wird und das ist eben nur die halbe Medallie.
    Gruß
    Bernhard

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