Monatsarchiv für April 2009

 
 

#159 Modellierung (2)

Auch Patrick Fritz von Jahooda berichtet von seinen Erfahrungen mit dem Consideo Modeler. In seiner Bewertung („Ja, aber…“) ist er vor allem was quantitative Modellierungen (und das nicht nur mit dem Consideo Modeler, sondern allgemein) betrifft eher skeptisch und warnt insbesondere vor Scheingenauigkeiten.

Damit spricht er mir aus der Seele: Systemanalyse und Modellierung sind Hilfsmittel und wir müssen uns ihrer Grenzen stets bewusst sein.

Anschaulich belegen lassen sich solche Grenzen z.B. mit dem Fiakso im Risikomanagement der Banken, die zur aktuellen Finanzkrise geführt hat. Hierzu Wolfgang Hartmann, Mitglied des Vorstands und Chief Risk Officer der Commerzbank AG, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung:

„In normalen Zeiten haben die Risikomodelle gute Arbeit geleistet. Aber wir müssen noch stärker mit Stressszenarien arbeiten und unsere Schlussfolgerungen daraus ziehen. „

Zwar gesteht Hartmann die Grenzen der Modellierung ein, glaubt diese aber noch mit weiterer Modellierung heilen zu können. (Muss er ja auch: Das ist sein Job.)

An anderer Stelle (RiskNet) wird er noch aus dem Jahr 2005 zitiert, wie er leichtfertig die Tragweite systemischer Risiken herabspielt:

„Nein. Ich halte die Gefahr, die von systemischen Risiken ausgeht, für übertrieben. In der Tat besteht eine theoretische Anfälligkeit, doch hat die Vergangenheit gezeigt, dass auch Risiken von volkswirtschaftlicher Tragweite, die wie beispielsweise in Japan das ganze Banken- und Finanzsystem betroffen haben, nicht alles in den Abgrund reißen.“

Neben den von Patrik Fritz bereits angesprochenen Scheingenauigkeiten, zeigt das Beispiel wie der Glaube an ein Modell in die Bredouille führt, sofern man sich nicht der Prämissen und Grenzen des eigenen Modells im Klaren ist.

In diesem Sinne schließe ich mich ganz dem Kollegen Fritz an: Modellierung – ja, aber…

#158 Modellierung (1)

Die Systemtheorie hat mich wieder: Ich experimentiere zur Zeit mit dem Consideo Modeller und versuche mich an ein paar einfachen Modellierungen. Eine kostenlose Demo-Version gab es bereits in der c’t 17/2008 und einen Artikel mit Beispiel in der c’t 18/2008.

Stephan Hagen hat auf pm-blog.com bereits mehrfach über den Consideo Modeller berichtet:

Komplexe Systeme modellieren und simulieren: CONSIDEO MODELER

Erfahrungsbericht: Consideo Modeler

Bei einer systemanalytischen Vorgehensweise und Modellierung geht es darum:

„…die entscheidenden Einflussfaktoren für eine konkrete Problemstellung zu identifizieren und danach Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren qualitativ oder quantitativ zu beschreiben. […] Auf abstrakt mathematischer Ebene liegen immer wieder die gleichen Problemstellungen vor.  Es müssen die wesentlichen Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen im Sinne eines Simulationsmodells erfasst und beschrieben werden. An jedem Faktor kann wirklich intuitiv mathematisch beschrieben werden, wie dieser auf von den anderen im Zeitverlauf abhängt. Aus einfachen Additions- und Multiplikationsformeln beispielsweise erhalten Sie am Ende anspruchsvolle Simulationskurven.
Diese Modelle bilden dann die Grundlagen für „Was-wäre-wenn?“-Szenarien […].“

(Quelle: Consideo Modeller Handbuch)

#157 Revisited: 10projects

Bereits vor einer Weile wurde an dieser Stelle über ein neues PM-Portal von Computerwoche und CIO-Magazin hingewiesen: 10projects.

Die Idee, dort Projektsteckbriefe zu hinterlegen, Projekterfolg und Dienstleister standardisiert zu bewerten und fachliche Diskussionsforen zu schaffen, klingt zunächst vielversprechend, aber bereits damals stimmte mich die überschwengliche Bewertung der hinterlegte Projekte eher skeptisch. Hier wird eher der Eitelkeit von Projektleitern gehuldigt als der Objektivität in der Sache.

Aber man soll ja nicht vorschnell urteilen. Also Zeit noch einmal auf 10projects zurückzukehren. Hat sich mittlerweile alles zum Guten gewandelt?

Leider nein. Die Projektsteckbriefe sind noch immer Werbetexte. Die Bewertungen stammen i.d.R. von einem einzigen Projektmitarbeiter und sind bis auf eine einzige Ausnahme, die ich finden konnte, immer weitgehend positiv. In den Diskussionsforen  ist auch nicht gerade die Hölle los. Bei einem schnellen Scan war der jüngste Beitrag, den ich finden konnte von Anfang März, der Rest aus dem letzten Jahr.

Schade, aber 10projects kann man aufgrund mangelnder Akzeptanz wohl abhaken.



bernhardschloss.de