#374 PM Müdigkeit?

Andreas Kommentar zum vorangehenden Thread hat gesessen. Da stellt er – nicht zu unrecht – fest, dass die deutsche PM-Blogger-Szene ein wenig eingeschlafen ist und fragt, was passiert ist. Hier, lieber Andreas, der Versuch einer Antwort:

Vielleicht haben wir PM-Blogger das Medium Blog schon ein bisschen ausgereizt, haben fast alle schon mehrjährige Erfahrungen damit, sind halt nicht mehr so frisch. Das würde erklären, warum der eine oder andere Experimente wie Videopodcasts (Stefan Hagen, Bas de Bar, Andreas Heilwagen) oder einem Buchprojekt (Eberhard Huber) versucht. Dazu kommt der Sommer und Urlaubszeit, ja ich gebe es zu, das war sicher eine der Ursachen für Nachlässigkeiten auf dieser Seite. Wirklich schade aber ist, dass auch die Vernetzung und der Diskurs zurückgegangen sind, aber  – wie du siehst, Andreas – hier hast du bei mir wieder eine Ader getroffen, aber angesichts von Telefon- und Online-Konferenzen, Mails, Waves und was es sonst noch alles in unserem modernen Arbeitsalltag gibt, sind wir hier vielleicht wirklich etwas müde geworden.

Das ist die eine Seite. Ich möchte aber auch noch eine andere Seite aufgreifen: Die Inflation von Projekten (manchmal auch als Projektitis bezeichnet). Mittlerweile haben Projekte überall Einzug  erhalten und sind omnipräsent. Als Organisationsform sind sie nicht mehr außergewöhnlich sondern alltäglich. Damit einhergegangen ist aber leider auch ein Rückgang der Projektkultur. Alles wird zum Projekt. Projekte werden nur mehr zum Budgetierungsobjekt, werden in Programmen und Projektportfolios hin und hergeschoben, dabei wird Sinn, Zweck und Charakter der Projektarbeit immer mehr vergessen. Der Charakter von Problemlösung und Teamarbeit tritt in den Hintergrund. Die großen PM-Organisationen vermarkten ihre Standards anstatt Projektkultur zu fördern. Haben PM-Zertifizierungen noch wirklich etwas mit Projektkultur zu tun? Man hat sich hier leider in die gleiche Abwärtsspirale begeben wie im Qualitätsmanagement mit dem ISO-Zertifizierungswahn oder in der IT mit ITIL & Co. Aber um nicht missverstanden zu werden: Qualität und Best-Practice-IT-Prozesse sind etwas wunderbares, aber nichts was man über Zertifizierungen und Standards erreicht, sondern über Kultur. Insofern plädiere ich auch weiterhin für Projektarbeit, aber halt nicht als leere Blase, sonder gefüllt mit Inhalten.


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