Monatsarchiv für Juli 2010

 
 

#374 PM Müdigkeit?

Andreas Kommentar zum vorangehenden Thread hat gesessen. Da stellt er – nicht zu unrecht – fest, dass die deutsche PM-Blogger-Szene ein wenig eingeschlafen ist und fragt, was passiert ist. Hier, lieber Andreas, der Versuch einer Antwort:

Vielleicht haben wir PM-Blogger das Medium Blog schon ein bisschen ausgereizt, haben fast alle schon mehrjährige Erfahrungen damit, sind halt nicht mehr so frisch. Das würde erklären, warum der eine oder andere Experimente wie Videopodcasts (Stefan Hagen, Bas de Bar, Andreas Heilwagen) oder einem Buchprojekt (Eberhard Huber) versucht. Dazu kommt der Sommer und Urlaubszeit, ja ich gebe es zu, das war sicher eine der Ursachen für Nachlässigkeiten auf dieser Seite. Wirklich schade aber ist, dass auch die Vernetzung und der Diskurs zurückgegangen sind, aber  – wie du siehst, Andreas – hier hast du bei mir wieder eine Ader getroffen, aber angesichts von Telefon- und Online-Konferenzen, Mails, Waves und was es sonst noch alles in unserem modernen Arbeitsalltag gibt, sind wir hier vielleicht wirklich etwas müde geworden.

Das ist die eine Seite. Ich möchte aber auch noch eine andere Seite aufgreifen: Die Inflation von Projekten (manchmal auch als Projektitis bezeichnet). Mittlerweile haben Projekte überall Einzug  erhalten und sind omnipräsent. Als Organisationsform sind sie nicht mehr außergewöhnlich sondern alltäglich. Damit einhergegangen ist aber leider auch ein Rückgang der Projektkultur. Alles wird zum Projekt. Projekte werden nur mehr zum Budgetierungsobjekt, werden in Programmen und Projektportfolios hin und hergeschoben, dabei wird Sinn, Zweck und Charakter der Projektarbeit immer mehr vergessen. Der Charakter von Problemlösung und Teamarbeit tritt in den Hintergrund. Die großen PM-Organisationen vermarkten ihre Standards anstatt Projektkultur zu fördern. Haben PM-Zertifizierungen noch wirklich etwas mit Projektkultur zu tun? Man hat sich hier leider in die gleiche Abwärtsspirale begeben wie im Qualitätsmanagement mit dem ISO-Zertifizierungswahn oder in der IT mit ITIL & Co. Aber um nicht missverstanden zu werden: Qualität und Best-Practice-IT-Prozesse sind etwas wunderbares, aber nichts was man über Zertifizierungen und Standards erreicht, sondern über Kultur. Insofern plädiere ich auch weiterhin für Projektarbeit, aber halt nicht als leere Blase, sonder gefüllt mit Inhalten.

#373 PM-Blogs multimedial

Die PM-Blogs werden immer „multimedialer“. Bloggen allein reicht heute scheinbar nicht mehr und die Möglichkeiten werden immer besser.

Über Stefan Hagens und Bas de Bars Projektmanagement TV habe ich hier und hier bereits berichtet.

Jetzt legt Andreas Heilwagen von PJMB in einer Medienpartnerschaft mit der GPM schwer nach: In einem Video-Podcast interviewt er Volker Dökel, der für die Gesamtprojektsteuerung der Einführung des Riesen-Airbus A380 bei der Lufthansa verantwortlich ist.

In eigener Sache

An dieser Stelle ein Hinweis auf mein Beratungsansgebot:

#372 Basisfähigkeiten (5): Das Wechselspiel von Wahrnehmung und Kommunikation

Wahrnehmung und Kommunikation sind in einem ständigen Wechselspiel. Was in diesem Modell noch fehlt ist die Verarbeitung der Information.
Greifen wir an dieser Stelle in unseren Psychologie-Baukasten, so finden wir 2 Erklärungsmodelle, die uns auch gleich eine systemtheoretische Sichtweise nahelegen in dem sie zwischen Stimuli aus der Umwelt, ihrer Wirkung auf uns(eren Organismus) und der folgenden Reaktion unterscheiden:

  • SIR (betrachtet die Kette: Stimuli >> Intervenierende Variablen >> Reaktion ) und
  • SOR (betrachtet die Kette: Stimuli >> Organismus >> Reaktion).

 

Mit diesen Modellen können wir das  Zusammenspiel unserer Basisfähigkeiten beschreiben.  Wahrnehmung und Kommunikation treten an mehreren Stellen auf. Die Wahrnehmung der Umwelt und die Eigenwahrnehmung des Organismus. In unserer Informationsgesellschaft sind dabei Komunikation und Wahrnehmung auf das Engste miteinander verbunden, denn das, was wir über unsere Umwelt erfahren, erfahren wir zum größten Teil aus Kommunikation. Luhmann geht sogar soweit, dass sich soziale Systeme aus Kommunikation konstituieren.

Wieder weg von der Theorie, zurück in die praktische Anwendung unserer kognitiven Verarbeitungsmöglichkeiten:
In den beiden abschließenden Beiträgen dieser kleinen Reihe betrachten das Wechselspiel von Wahrnehmung, Kommunikation und Informationsverarbeitung in zwei Anwendungsfällen:

  • Problemlösung & Kreativität
  • Organisation & Umsetzung


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